P 527/2024 Az.: 047.43 / Kinderbetreuung: Der Spagat zwischen Wollen und Können wird schwieriger - "Anders" als Schlüssel zur Lösung (05.12.2024)
PRESSEINFORMATION | Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Bearbeiterin Christiane Conzen E christiane.conzen@staedtetag-bw.de T 0711 22921-48 F 0711 22921-42 Az 047.43 - P 527/2024 · Co 05.12.2024
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Kinderbetreuung: Spagat zwischen Wollen und Können wird schwieriger – „Anders“ als Schlüssel zur Lösung
Stuttgart. Die Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ werfen ein Schlaglicht auf eine Krise, die sich in den Städten und Gemeinden in ganz Deutschland zunehmend verschärft: Die Kindertagesbetreuung steht massiv unter Druck. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auch im Land immer öfter auseinander. Besonders der demografische Wandel wirkt sich aus, denn die Babyboomer scheiden aus dem Erwerbsleben aus und es rücken aber zu wenig junge Menschen als Berufsanfänger nach. „Die Menschen, die wir heute als Fachkräfte in den Kitas bräuchten, sind schlicht nie geboren worden“, so Ralf Broß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg. Baden-Württemberg schneidet im bundesweiten Vergleich der Studie zwar am besten ab, doch auch hier wird die Fachkräfte-Lücke von bis zu 35.000 Fachkräften in den kommenden Jahren deutlich spürbar. Land und Kita-Träger haben in den letzten Jahren sinnvolle Maßnahmen wie das Programm Direkteinstieg Kita und die Ausweitung von Ausbildungskapazitäten, die Stärkung des Kita-Managements durch Absicherung von Leitungszeit und eine Ausbildungsvergütung auf den Weg gebracht, aber sie reichen nicht aus, um den großen Bedarf vollständig zu decken. Zukunftsparagraf bietet neuen Gestaltungsspielraum Der vom Städtetag im vergangenen Jahr vorgeschlagene Zukunftsparagraf eröffnet über einen weiten rechtlichen Gestaltungsraum neue Wege. „Dieser Paragraf ermöglicht es, innovative Konzepte vor Ort zu erproben und dabei alle Akteure einzubinden“, betont Broß. Dabei gehe es darum, „nicht nur ein ‚Weniger‘ zu verwalten, sondern ein ‚Anders‘ zu gestalten. Auch mit dem neuen Recht werden die fehlenden Plätze in den Kitas und der Kindertagespflege nicht von heute auf morgen geschaffen werden können.“ Allerdings mahnt der Städtetag, dass der Handlungsspielraum aller Akteure durch die begrenzten Ressourcen – insbesondere den Fachkräftemangel – stark eingeschränkt werde. Das Wünschenswerte und das Machbare fallen zunehmend auseinander. Die Herausforderungen erfordern neue Denkansätze, die über eine bloße Fachkräfte-Offensive hinausgehen. Die Studie beschreibt die aktuelle Situation, liefert belastbare Daten, bleibt aber hinsichtlich möglicher Lösungsansätze vage. Auch andere Akteure im Land bleiben konkrete Vorschläge schuldig, sparen aber nicht mit Kritik. „Verantwortliche Politik muss mehr sein, als nur zu sagen, was nicht möglich ist. Sie muss Wege aufzeigen, wie es gehen kann“, fordert Broß. Konzentration auf das Wesentliche „Wir erwarten von allen Akteuren aus Wissenschaft und Forschung, Landespolitik, Trägerverbänden, Interessengruppen und Gewerkschaften, die Grenzen des Systems ehrlich zu benennen“, betont Ralf Broß. „Gemeinsam müssen wir den Menschen im Land erklären, dass eine Konzentration auf das Wesentliche unvermeidbar ist. Wir müssen aus den begrenzten Ressourcen so viel Qualität wie möglich für die Kinder herausholen.“ An unrealistischen Wünschen festzuhalten oder nicht einlösbare Versprechen zu machen, sei unverantwortlich und nicht zukunftsfähig. „Die Städte und Gemeinden sind bereit, sich der Herausforderung zu stellen. Doch der Weg kann nur gemeinsam gelingen – ehrlich, mutig und mit einer klaren Vision für die Zukunft.“
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