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Datum: 16.03.2023

P 449/2023 Az.: 047.43; 464.2640 / Handeln statt Lamentieren: Ideen für die Zukunft der Kinderbetreuung (16.03.2023)


 
PRESSEINFORMATION Geschäftsführendes  
Vorstandsmitglied

Bearbeiterin
Christiane Conzen
 
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Az 047.43 - P 449/2023 · Co
 

16.03.2023

  

Handeln statt Lamentieren:

Ideen für die Zukunft der Kinderbetreuung
 
 
Stuttgart.  Dramatischer Personalmangel, tausende fehlender Kita-Plätze, verkürzte Öffnungszeiten – die Negativ-Schlagzeilen rund um die Kinderbetreuung hören nicht auf. Der Städtetag zeigt konkrete Lösungsideen auf, um ins Handeln zu kommen.
 
„Die Bedürfnisse von Kindern, Eltern und Erziehungspersonal in den Einrichtungen sind von Stadt zu Stadt verschieden. Vor Ort gibt es großes Potential und kreative Ideen, wie unsere Kitas fit für die Zukunft gemacht werden könnten“, sagte Ralf Broß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags. „Dazu brauchen wir mehr Beinfreiheit statt der engen Vorgaben etwa beim Fachkräftekatalog. Wenn die Städte die nicht erfüllen müssten, würden sich ganz neue Perspektiven öffnen.“
 
Nach den Ideen des Städtetags soll es nun auch in der frühkindlichen Bildung mittels eines Zukunftsparagrafen möglich werden, neue pädagogische und organisatorische Erkenntnisse zu entwickeln und zu erproben.
 
Dreh- und Angelpunkt bei der Notlage der Kitas ist der Personalmangel: Die Städte Esslingen, Heilbronn, Herbolzheim, Karlsruhe, Konstanz, Lahr, Ludwigsburg, Ravensburg, Stuttgart Tübingen, Waiblingen und Weinheim haben im Rahmen des Projekts „Kita der Zukunft“ anderthalb Jahre lang nach neuen Wegen für die Personalgewinnung, die Personalsicherung und das Personalmanagement gesucht. Möglich wurde das im Rahmen der „Trägerspezifischen innovativen Projekte“ (TiP). TiP wurde vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport ausgeschrieben und wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt begleitet. Die Mittel sind Teil der Bundesförderung im Rahmen des KiQuTG („Gute-Kita-Gesetz“).
 

Beispiel: Herbolzheim
In Herbolzheim konnte die Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Einrichtungen durch gezielte Maßnahmen gestärkt werden. In Kooperation mit der Hochschule Freiburg, wissenschaftlicher Begleitung und kreativer Kunst gestalten Familien und Fachkräfte die Lebensräume der Kinder. Die Städte und Gemeinden haben Ideen, kennen die Bedürfnisse der Menschen und gestalten aktiv die Entwicklungsmöglichkeiten von Morgen. Aufgabe der Kommunen ist es, für die jungen Menschen den bestmöglichen Start ins Leben zu gestalten. Dazu brauchen die Städte und Gemeinden vom Land dazu das Rüstzeug, um dies auch tun zu können.
 
Beispiel: Heilbronn
In Heilbronn wurden konkrete Konzepte für Personalmanagement, Personalbindung, Arbeitsplatzgestaltung und Weiterbildung erarbeitet. Die Bausteine der Bundes- und Landesförderprojekte werden voll ausgeschöpft. Allerdings sind die damit verbundenen Maßnahmen noch immer nicht ausreichend, um den hohen Bedarf an pädagogischen Fachkräften zu decken. Die Städte brauchen langfristig die rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten, Lösungsiden umsetzen zu können. Agnes Christner, Bürgermeisterin in Heilbronn, bringt es auf den Punkt: „Ohne eine gute Frühkindliche Bildung gibt es keine Bildungsgerechtigkeit. Um vor Ort gute Lösungen entwickeln zu können, brauchen die Städte und Gemeinden mehr Handlungsspielraum. Das Land sollte seinen Kommunen vertrauen, dass diese im Sinne der Kinder bestmögliche Angebote anbieten wollen.“
 
Zukunftsparagraf soll mehr Freiheit geben
Als Konsequenz aus den Erkenntnissen in den Projektstädten schlägt der Städtetag einen „Zukunftsparagrafen“ im Kindertagesbetreuungsgesetz vor, mit dessen Hilfe das Kita-System fit für die Zukunft gemacht werden kann. „Dieser Zukunftsparagraf soll begrenzende Regelungen außer Kraft setzen, denn landesrechtlich werden viele Möglichkeiten eingeschränkt“, so Ralf Broß. „Wir wollen Blockaden auflösen, indem vor Ort neue Erfahrungen gemacht und Diskussionen angestoßen werden.“
 
Eins ist dem Städtetag dabei wichtig: „Das Wohl, der Schutz und die Sicherheit der Kinder stehen weiterhin ganz oben, hier wird es keinerlei Abstriche geben“, stellt Benjamin Lachat, Dezernent für Soziales beim Städtetag, klar. „Die Grundidee lautet: Alle Beteiligten vor Ort – Eltern, Personal, Kommune – setzen sich an einen Tisch und finden ihre individuelle Lösung, die für alle funktioniert. Das können neue Öffnungszeiten sein, andere Betreuungsangebote oder andere Gruppenstrukturen. Auch beim Personaleinsatz können durch einen passgenauen Mix an qualifizierten Fachkräften und engagierten Zusatzkräften neue Wege gegangen werden.
 
Ziel sei es, dass die im Landesrecht geregelten Rahmenbedingungen gelockert werden und es den Kommunen ermöglich wird, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln und auszuprobieren. Eine Refinanzierungsmöglichkeit sollte es allen Kommunen gleichermaßen – auch Finanzschwachen – möglich machen, Ideen zu erproben. Auch der in Baden-Württemberg konkretisierende Orientierungsplan müsste nicht starr umgesetzt werden, sondern pädagogische Fachkräfte und Expertenhelfer könnten so gemeinsam ein Konzept entwickeln, dass den Gegebenheiten vor Ort und den Bedürfnissen der Kinder entspricht.
 
Beispiel: Multiprofessionelle Teams
Multiprofessionelle Teams könnten Teil der Lösung sein – und schon jetzt können zum Beispiel Hauswirtschaftskräfte, Heilpädagoginnen oder Zusatzkräfte zur Entlastung der pädagogischen Fachkräfte eingesetzt werden. Allerdings hat die Beschäftigung der Zusatzkräfte keinen Einfluss auf den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestpersonalschlüssel, der gesetzlich vorschreibt, wie viele pädagogische Fachkräfte mindestens vorgehalten werden müssen. Im Moment liegt es also an den Kita-Trägern – und auch an deren finanziellen Möglichkeiten – ob weitere Beschäftigte die pädagogischen Fachkräfte unterstützen.
 
Appell an die Landespolitik
Ralf Broß appelliert an die politisch Verantwortlichen: „Wir wollen durch den Zukunftsparagraf die kommunale Selbstverwaltung wieder vorne sehen. Wir wollen, dass auch noch in fünf Jahren jedes Kind einen Platz in der Kita bekommt. Dazu müssen wir aber die Eigenverantwortung der Städte und Gemeinden jetzt stärken. Zukunftsweisende Lösungen bekommen wir nur vor Ort hin, denn der individuelle Ansatz eröffnet neue Möglichkeiten. Niemand muss davon Gebrauch machen, aber alle haben ein alternatives Instrument, um eben nicht Betreuungszeiten verkürzen zu müssen. Wir brauchen gute Lösungen – und die sehen halt nicht für jede Stadt gleich aus.“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Weitere Infos zum Projekt Kita der Zukunft und zum Zukunftsparagrafen auch unter
www.staedtetag-bw.de/kidz 
www.kita-der-zukunft.de  
www.zukunftsparagraf.de 

 

 

  

 

 


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