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P 279/2016 Az.: 047.43 / Presseinformation Leitfaden barrierefreie Kommunikation bei Veranstaltungen (05.12.2016)



 
 
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PRESSEINFORMATION
 

Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung:
 
Paritätischer Wohlfahrtsverband und Städtetag präsentieren Leitfaden zur barrierefreien Kommunikation bei Veranstaltungen von Vereinen und Kommunen.

IT-Studierende entwickeln Richtlinien und zeigen moderne technische Lösungen auf
 
Heilbronn/Stuttgart   02.12.2016   Allein in Baden-Württemberg leben 929?877 schwerbehinderte Menschen, das sind fast 10 Prozent.  Sie alle haben ein Recht auf eine barrierefreie Umwelt. So steht es in der UN-Behindertenrechtskonvention. Trotzdem können sie vie le öffentliche Veranstaltungen wie Kulturevents oder (Vereins-)Versammlungen nicht besuchen. Es fehlt an Barrierefreiheit, auch im Bereich der Information und Kommunikation. Der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Städtetag haben heute in Heilbronn einen „Leitfaden für barrierefreie Kommunikation bei Veranstaltungen“ vorgestellt, den IT-Masterstudierende zusammen mit Betroffenenverbänden entwickelt haben. Die Handreichung unterstützt Vereine und Kommunen mit konkreten Leitllinien und modernen technischen Lösungen Veranstaltungen barrierefrei umzusetzen. Eine barrierefreie Kommunikation und Information erfordert Texte in einfacher, verständlicher Sprache mit einfachen visuellen Darstellungen, ein schlichtes, für alle verständliches Design und eine Gestaltung nach dem Zwei-Sinne-Prinzip – zum Beispiel: Hören und Sehen. Das Projekt wurde von der GlücksSpirale gefördert.
 
An der Entwicklung des Leitfadens waren von Anfang an Menschen mit Behinderung wie Gehörlose, Sehgeschädigte und Blinde sowie Menschen mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen als Experten/-innen maßgeblich beteiligt. Deshalb berücksichtigt das Innovationsprojekt des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg in Kooperation mit der Hochschule der Medien Stuttgart die gesamte Bandbreite an Barrieren. „Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns auch gemeinsam stellen müssen. Dazu gehört, dass jeder von uns eine Wahrnehmung dafür entwickelt, wo Barrieren sind und wie wir helfen können, sie abzubauen“, betonte Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. „Wir sind ein Verband, in dem viele Betroffenenverbände Mitglied sind. Das bedeutet, wenn wir oder unsere Mitgliedsorganisationen eine Veranstaltung organisieren, sind Menschen mit Behinderung anwesend. Wir sehen uns deshalb in der Pflicht, alles dafür zu tun, öffentliche Veranstaltungen für alle Menschen, unabhängig von Einschränkungen oder Behinderung, in gleicher Weise erlebbar zu machen und damit die Möglichkeiten für Partizipation zu erhöhen. Dazu kann dieser Leitfaden einen wichtigen Beitrag leisten“, so Wolfgramm.
 
Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, unterstützt dieses Anliegen ebenfalls: „Viele Städte und Gemeinden haben sich schon auf den Weg gemacht, Inklusion in konkrete Maßnahmen umzusetzen, denn sie haben ihre Verantwortung erkannt.
Wichtig ist es, Barrierefreiheit nicht nur räumlich zu denken, sondern eben auch auf Kommunikation bezogen, dazu wird der neue Leitfaden einen wichtigen Beitrag leisten.“ Angebote wie ein Schriftdolmetscher oder induktive Höranlagen seien nicht nur für Menschen mit Behinderung ein Mehrwert, sondern zum Beispiel auch für ältere Menschen mit Hörgerät.
 
„Barrierefreie Kommunikation ist in Heilbronn kein neues Thema, sie war uns, ist uns und wird uns auch weiterhin ein bedeutendes Anliegen sein. Das Wichtigste dabei ist unser Personal. Mit Offenheit und Einfühlungsvermögen setzen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich dafür ein, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher willkommen und gut aufgehoben fühlen, unabhängig ob mit oder ohne Handicap“, betonte die Heilbronner Sozialbürgermeisterin Agnes Christner.
 
„Es gab in der Vergangenheit immer wieder neue Technologien, die Menschen mit Behinderungen in besonderer Weise unterstützt haben. Deshalb erhoffe ich mir von diesem Leitfaden, dass er eine ähnliche Wirkung entfaltet hinsichtlich der Verwendung und Verbreitung neuer Technologien. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass in Zukunft die Beiträge der Redner bei Veranstaltungen live als Text auf dem persönlichen Smartphone der Anwesenden erscheinen werden, vielleicht auch gleich übersetzt in die Sprache des Teilnehmers, oder in Gebärdensprache durch einen übers Web verbundenen Gebärdensprachdolmetscher oder durch einen personalisierten Avatar. Und man wird über Webkonferenz-Technologien auch von zuhause aus aktiv an einer Veranstaltung teilnehmen und mitwählen können“, erläuterte Professor Gottfried Zimmermann vom Studiengang Mobile Medien und Sprecher der Forschungsgruppe „Responsive Media Experience“ an der Hochschule der Medien Stuttgart. „Es ist klar, dass diese Veränderungen nicht über Nacht geschehen werden. Aber wo neue Technologien für die Beteiligten gewinnbringend eingeset zt werden können, sollten wir das auch tun, um dem Ziel einer wirklich inklusiven Gesellschaft näher zu kommen.“
 
Der „Leitfaden barrierefreie Kommunikation bei Veranstaltungen“ ist auch in Leichter Sprache erschienen. Beide Broschüren sind als barrierefreie PDF, Audioversion und in der ursprünglichen Langfassung online unter www.paritaet-bw.de verfügbar.
 

 

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