Mitgliedstädte des Städtetags Baden-Württemberg stark vom
Kita-Streik betroffen. Stuttgart.
Der Städtetag Baden-Württemberg begrüßt die Entscheidung
der Gewerkschaft, den Streik in den sädtischen Kindertageseinrichtungen
über die Pfingstferien auszusetzen. Dies sollte auch allen Beteiligten
Gelegenheit geben, nach einer zukunftsfähigen Lösung zu suchen und
Eltern und Kindern weitere streikbedingte Belastungen zu ersparen.
Der Städtetag hat dieser Tage eine Eilumfrage bei den
Großstädten und Großen Kreisstädten im Land zum aktuellen
Kita-Streik und dem Tarifkonflikt im Sozial- und Erziehungsdienst
durchgeführt.
An der Umfrage haben sich 55 Städte mit insgesamt 886 städtischen
Kindertageseinrichtungen beteiligt. 528 dieser Kindertageseinrichtungen waren
zum Stichtag 19. Mai 2015 vom Streik betroffen. Die Betroffenheit ist zum
Teil sehr unterschiedlich. In einigen Städten wurden zwischenzeitlich
bereits alle kommunalen Einrichtungen bestreikt, erläutert das
Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags
Baden-Württemberg, Gudrun Heute-Bluhm. Seit Beginn der Tarifverhandlungen
gab es bereits an neun Tagen Warnstreiks, ab dem 8. Mai 2015 lief der Streik
unbefristet und sollte ursprünglich auch nach Pfingsten fortgesetzt
werden.
Die kommunalen Arbeitgeber haben in den vergangenen Jahren bei der Einstufung
und Bezahlung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zugelegt
und dadurch ihre Wertschätzung für den Beruf und seine gestiegenen
Anforderungen gezeigt.
Vielen Beteiligten, insbesondere auch den betroffenen Familien ist offenbar
nicht klar, dass die Berufsgruppe der Erzieher/-innen in den vergangenen Jahren
durch eine Erweiterung der verschiedenen Tarifgruppen und Investitionen in ein
neues Ausbildungsmodell für di
e Erziehungsberufe bereits substantielle Einkommensverbesserungen erreicht
hatte. So bewegen sich die Gehälter derzeit zwischen 2.590 Euro für
Erzieher/-innen ohne Berufserfahrung und
4.750 für Leitungskräfte. Insgesamt sind die Gehälter
für die nach 20
05 eingestellten Erzieherinnen und Erzieher um bis zu 33 Prozent gestiegen. Mit
einer Fortsetzung des Streiks würde diese enorme Kraftanstrengung der
vergangenen Jahre vollkommen ignoriert. Neben diesen
Einkommensverbesserungen werden in den meisten Städten beispielsweise auf
freiwilliger Basis zudem auch Leitungsstunden finanziert, also eine
Freistellung vom Gruppendienst zu Gunsten der Leitung einer Kita,
ergänzt Gudrun Heute-Bluhm. Bei der Suche nach einer Lösung im
festgefahrenen Tarifkonflikt müssen die kommunalen Arbeitgeber aber auch
auf die Ausgewogenheit mit den übrigen Bereichen des öffentlichen
Dienstes achten, so Gudrun Heute-Bluhm weiter.
In den laufenden Verhandlungen sind weitere konkrete Verbesserungen
angeboten worden. Gehaltssprünge von durchschnittlich zehn Prozent, wie
sie von der Gewerkschaft Verdi gefordert werden, sind aus dem Stand von den
Kommunen nicht finanzierbar. sagt Gudrun Heute-Bluhm. Um eine
Lohnverbesserung zu erreichen, muss nach Überzeugung des Städtetags
zunächst über die Ausbildungsanforderungen und das Berufsbild der
Erzieher und Erzieherinnen diskutiert werden. In Bereichen, in denen sich
Veränderungen ergeben haben und die Anforderungen gestiegen sind, wollen
die kommunalen Arbeitgeber außerdem ohnehin Anpassungen vornehmen. Dies
gilt insbesondere für die Bereiche Inklusion, Integration und
Sprachförderung. Bei diesen sogenannten schwierigen fachlichen
Tätigkeiten, für die zusätzliche Kompetenzen gefordert sind, ist
eine höhere Eingruppierung auch im Vergleich fachlich vertretbar. Eine
pauschale Aufwertung im Erziehungsdienst und der Sozialpädagogik, wie es
die Gewerkschaft fordert, hält der Städtetag dagegen für den
eindeutig falschen Weg, der zu Verwerfungen in anderen Bereichen führen
würde, so die Hauptgeschäftsführerin Gudrun Heute-Bluhm.
Zum einen wäre mit solch hohen Lohnsteigerungen eine erhebliche
Kostenbelastung für die Kommunen verbunden, zudem würden sie das
Tarifgefüge sprengen. |
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